Von der Kunst der inneren und äusseren Harmonie und Ordnung
Von der Kunst der inneren und äusseren Harmonie und Ordnung
Und wie uns Werte und engagiertes Handel unterstützen können
Der Name Feng Shui ist den meisten wahrscheinlich schon einmal in einem Bücherladen oder VHS Kursprogramm über den Weg gelaufen. Feng Shui ist eine aus China stammende Kunst der Harmonisierung. Meist geht es darum, die äussere Umgebung mit dem Menschen und dessen Alltag zu harmonisieren. Zum Beispiel können wir unser Haus so gestalten und einrichten, dass Gesundheit und Wohlbefinden gefördert werden. Dabei geht es um mehr als nur Ästhetik. Hinter der Kunst der Harmonielehre stehen ganz bestimmte und genaue Prinzipien und Gesetzmässigkeiten, welche alten Traditionen und Weisheitslehren entspringen. Im Falle des Feng Shui entstammen diese den taoistischen Lehren.
Feng Shui kann in vielen Bereichen eingesetzt werden. Ganze Städte können nach dem Prinzip des Feng Shui gestaltet werden. In unserem Breitengrad ist Feng Shui am meisten für das Einrichten von Wohnräumen bekannt. Wo sollte das Bett stehen? Zu welcher Himmelsrichtungen sollte es ausgerichtet sein? Antworten auf diese Frage finden wir in den Lehren des Feng Shui.
Auch ausserhalb der chinesischen Kultur gibt es Formen der Harmonielehre. Aus den alten Traditionen Indiens ging die Lehre des Vastu hervor. Ähnlich wie Feng Shui richtet sich Vastu vor allem nach den Naturprinzipien. Es werden Wohnräume in Harmonie mit den fünf Elemente und den Himmelsrichtungen abgestimmt und in Einklang gebracht. Vastu gleicht in dieser Hinsicht einer Wissenschaft. Nicht umsonst gibt es ganze Bücher und Studien zu diesem Thema.
Für gewöhnlich werden die Vastuprinzipien auf die Gestaltung von äusseren Räumen, Wohnräumen, angewandt. Als ich von der Vastu-Lehre das erste Mal hörte, frage ich mich, ob wir nicht auch ein Einrichtungsprinzip für unsere inneren Stübchen, unsere Innenwelt brauchen. Spricht man mit jemanden über das Einrichten von Wohnräumen, scheint es ganz klar und intuitiv, dass diese harmonisch und ästhetisch eingerichtet werden sollten. Wenn wir über das Einrichten unserer inneren Welt sprechen, ist es schon nicht mehr ganz so intuitiv, obgleich ich in meiner Arbeit als Psychologin und Psychotherapeutin immer wieder erlebte, dass wir gerade von einem bewussten Einrichten unserer inneren Räume, unseres Seelenraums, profitieren würden. Würde es nicht Sinn machen, für das innere Stübchen eine Form von Harmonielehre anzuwenden? Eine Art von Anleitung, die sowohl die Harmonie im Inneren herstellt, als auch mit den Dissonanzen und Kakofonien, die durch herausfordernde Gefühle, Gedanken, oder schlichtweg dem Alltag, entstehen, umgehen kann.
Was brauchen wir, um unsere Seelenlandschaft gemütlich und freundlich einzurichten? Schliesslich wollen wir uns in unserem inneren Haus genauso wohlig fühlen wie in unserem äusseren Haus.
Alte Weisheitslehren wie das Yoga, auch unsere Mythen und Märchen, können uns Hinweise für unsere sogenannte Inneneinrichtung geben. In dieser Hinsicht sind die Bücher der Autoren und Autorinnen Joseph Campbell, Wolf-Dieter Storl und Marion Woodman sehr empfehlenswert. Auf diese wird noch an anderer Stelle im Detail eingegangen.
Doch wir müssen gar nicht so weit in die Geschichte zurückblicken. Die Weisheiten alter Traditionen treten auch in zeitgenössischen Ansätzen in Erscheinung, zum Beispiel in der Akzeptanz und Commitment Therapie (hört man sich einen Vortrag von Steven Hayes, einer der Begründer von ACT, an, lässt er hier und da durchscheinen, dass er schon in die Gefilde der alten Weisheitslehren geschwommen ist).
Einer der wichtigsten Konzepte von ACT ist zum einen die Arbeit mit den Werten und zum anderen das danach ausgerichtete Handeln.
Wir können uns dabei Werte als unsere Inneneinrichtung vorstellen. Sie beleben unseren Seelenraum. Jedes Werteensemble schenkt unserem inneren Stübchen sein eigenes Ambiente. Werte sind belebend und lassen uns schwierige Zeiten überstehen, denn sie geben uns Orientierung und Hoffnung. Sind wir mit unseren authentischen Werten, unseren Herzenswerten, in Verbindung, reicht oftmals nur ein Gedanke an diese und wir fühlen uns belebt und berührt.
Werte können uns anspornen, in die Handlung zu kommen. Vor allem dann, wenn wir merken, dass ein wichtiger Wert nicht gelebt wird. Aus meiner Erfahrung als Psychologin und Psychotherapeutin sind es vor allem die immateriellen Werte, die uns beleben: Gemeinschaft, Natur, Liebe, Mitgefühl, Zusammenhalt, Bewegung, Kreativität, sind nur ein paar Beispiele aus einer langen Liste an Werten.
Werte gleichen der Inneneinrichtung unserer inneren Seelenwelt, indem sie diese mit ihrer Farbe und Lebendigkeit beleben und uns auch eine gewisse innere Ordnung und Orientierung geben. Dabei sind diese innere Ordnung und Orientierung nicht starr. Ganz im Gegenteil! Sie lassen Raum zum Bewegen und fördern die innere Bewegung sogar. Denn wir bewegen uns nicht (mehr) in einem dunklen, leeren Raum, in dessen Leere wir uns jeden Moment verlieren können. Auch ist unser innerer Raum nicht chaotisch, gleich einem Raum, in dem Möbel kreuz und quer stehen, Bücher und Kleidung verstreut auf dem Boden liegen. Unsere Werte sind vorsichtig kuriert, ausgewählt und platziert, sodass sie harmonische Verhältnisse schaffen, die unser Innenleben, unsere Seelenbewegungen beleben.
Die Arbeit mit den Werten braucht Zeit, Aufmerksam und vor allem Herz. Doch die Arbeit, die Widmung lohnt sich. Denn wenn das Leben uns durch einen Sturm der Herausforderungen schickt, sind wir dann nicht froh, ein inneres, gemütliches Stübchen zu haben, in dem wir Zuflucht finden, um wieder aufzutanken und voller Hoffnung und beherzter Tatkraft durch das Leben schreiten zu können?
Fange jetzt an, deine Seelenlandschaft mit Liebe einzurichten.
Fragen, die dir dabei helfen können, deine eigenen Werte zu finden sind:
- Was ist mir wichtig im Leben?
- Woran merke ich, dass mir im Leben etwas wichtig ist? Spüre ich eine körperliche Ressonanz (warmes Herz, weiter Herzraum, generelle Wärme im Körper, und so weiter) oder kommen meine Werte „nur“ aus meinem Denken heraus?
- Wo erlebe ich eine Sinnhaftigkeit? Oder wo in meinem Leben habe ich eine Sinnhaftigkeit erfahren?
- Als Folgefrage: Warum? Warum erlebe ich eine Sinnhaftigkeit mit diesem oder jenem (diese Frage kann dich in eine zusätzliche Tiefe mit deinen Werten bringen).
- Habe ich meine Heldinnen/Helden (lebend oder verstorben)? Was inspiriert mich an diesen? Was sagt das über meine Werte, das was mir im Leben wichtig ist, aus?